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Insekten und Spinnen

Relevanz

Insekten stellen einen Großteil der faunistischen Artenvielfalt in terrestrischen Ökosystemen und übernehmen dort wichtige Funktionen in den Nahrungsketten und Stoffkreisläufen. Doch es gibt zunehmend Hinweise, dass in den letzten Jahrzehnten auch im Wald sowohl die Artenvielfalt als auch die Gesamtbiomasse der Insekten stark zurückgegangen sind und sich darüber hinaus ein deutlicher Artenwandel vollzogen hat (Seibold et al. 2019). Eine solide Datengrundlage, um das genaue Ausmaß dieser Veränderungen zu beziffern und mögliche Ursachen zu ermitteln, fehlt allerdings. Das standardisierte, repräsentative und langfristig angelegte Monitoring der Insekten im Wald wird einen wichtigen Beitrag leisten, Fragen zur zukünftigen Entwicklung der Insektenfauna aufzuklären und damit zu einem die Biodiversität erhaltenden und fördernden adaptiven Waldmanagement beitragen.
Ein besonderer Wert wird bei den vorgeschlagenen Erhebungen auf die Anschlussfähigkeit des Moduls Insektenmonitoring an bestehende und geplante Monitoringprogramme innerhalb und außerhalb des Waldes gelegt (BWI mit Waldstruktur und Vegetation; bundesweites Insektenmonitoring = dieselben Methoden; Monitoring häufiger Brutvögel; Ökosystem-Monitoring; zukünftig: Fledermausmonitoring = dieselben Flächen). Das Insektenmonitoring im Wald liefert insofern Daten zum bundesweiten Insektenmonitoring für die Landnutzungsform Wald und erfasst zusätzlich Parameter, welche die Insektenfauna beeinflussen (Treibervariablen).

Methodik und Praxistauglichkeit

Die Erfassung der Fokusartengruppen (siehe Tabelle) erfolgt nach dem Methodenleitfaden des BfN zum Insekten­monitoring, den Empfehlungen des European Pollinator Monitoring für die Wildbienen bzw. für die Kreuzfensterfallen im Kronenraum nach Kowalski et al. (2011).

Fokusartengruppe

Erfassungsmethode

Begleitend zu erhebende Treibervariablen

Tagfalter

Transektbegang

Biotoptypen ÖSM

Laufkäfer und Spinnen

Bodenfallen

Bodendaten, Vegetation

Xylobionte Käfer

Kreuzfensterfallen Stammraum

Totholz

Nachtfalter

Lichtfallen

Krautige Vegetation

Hymenopteren

(insbes. Wildbienen)

Transektbegang

Biotoptypen

Wanzen

Kreuzfensterfallen Stammraum

Vegetation

Kreuzfensterfallen Kronenraum

(nur Intensivflächen)

Baumarten, Bestandesstruktur

Erhebungsflächen

Im Grundprogramm werden in Übereinstimmung mit den Erhebungen zu Gefäßpflanzen, Moose und Flechten sowie Fledermäusen die 200 Wald-SPF-Flächen und 100 Zusatz-Flächen (Bewirtschaftungsgradient) beprobt. Das Monitoring der Insekten im Rahmen von NaBioWald ist modular aufgebaut, sowohl mit Blick auf die Erhebungsflächen als auch mit Blick auf die Erfassungsintensität (Basiserfassungen auf allen Flächen und zusätzliche Aufnahmen auf Intensivbeobachtungsflächen1; z. B. Flugfensterfallen im Kronenraum für eine vollständigere Erfassung bestimmter Artengruppen wie z. B. Wanzen). Mit Blick auf die Erhebungsflächen besteht es aus einem Grundprogramm und einem erweiterten Programm mit jeweils einer spezifischen Auswahl an Stichprobenflächen. Diese Stichprobenflächen haben eine Größe von 1 km² mit einem 50 m x 50 m Plot im Mittelpunkt.
Von den in Summe 300 Flächen sollten 30 als sogenannte Intensivflächen auch mit Kreuzfensterfallen im Kronenraum bestückt werden, um dort die xylobioten Käfer und Wanzen zu erfassen. Im Vergleich zu bodennahen Gemeinschaften haben unter den Pflanzenfressern insbesondere Wanzen eine über doppelt so hohe Abundanz und Biomasse in den Baumkronen und die Baumkronen-Gemeinschaften reagieren anders auf die Bewirtschaftungsintensität (Leidinger et al. 2019). Es wird empfohlen pro Plot drei Fallen im Zentrum der Kronenschicht (zur besseren Standardisierbarkeit) im Außenbereich eines Baumes (zur besseren Erfassung des Bestandes) zu installieren (Kowalski et al. 2011).

Aufwand

Die Tabelle zeigt den Aufwand je Artengruppe und Stichprobenfläche bei einmaliger Erfassung. Dabei wird von Erfassungen alle 6 Jahre pro Fläche inkl. An- und Abreise ausgegangen. Die Kosten und Synergien bzw. Einsparmöglichkeiten ergeben sich bei gemeinsamer Fallenleerung zwischen Laufkäfern und Spinnen, xylobionten Käfern und Wanzen einerseits und Tagfaltern und Hymenopteren andererseits. Die Kostenschätzungen enthalten Reisekosten, Nachbestimmungen und Auswertung.

Fokusartengruppe

Erfassungsmethode

Zeitbedarf (Erfassung pro Fläche)

Zeitbedarf Bestimmung

Kosten (€)

Tagfalter

Transektbegang

33 h; 5x/a auf 1,5 km; 1,5 h/Termin

Während Erfassung

2.000

Laufkäfer und Spinnen

Bodenfallen

42 h; 6 Bodenfallen; je 6 Wochen Frühjahr und Herbst

35 h

7.500

Xylobionte Käfer

Kreuzfensterfallen

32 h; 3 Fallen, 4x Leerung/a; 16 Wochen Exposition

12 h

5.500

Nachtfalter

Lichtfallen

17 h; 4 Fangnächte zw. Mai und August

15 h

2.000

Hymenopteren insbes. Wildbienen

Transektbegang

Analog Tagfalter

Analog Tagfalter

2.500

Wanzen

Kreuzfensterfallen Stammraum*

Analog xylobionte

Analog xylobionte

5.500

 

Kreuzfensterfallen Kronenraum

Analog xylobionte

Analog xylobionte

5.500

  • Kowalski E, Goßner M, Türke M, Lange M, Veddeler D, Hessenmöller D, Schulze E D, Weisser W (2011) "The use of forest inventory data for placing flight-interception traps in the forest canopy." Entomologia Experimentalis et Applicata 140(1):35-44
  • Leidinger J, Seibold S, Weisser W, Lange M, Schall P, Türke M, Goßner M M (2019). "Effects of forest management on herbivorous insects in temperate Europe." Forest Ecology and Management 437:232-245
  • Seibold S, Gossner M M, Simons N K, Blüthgen N, Müller J, Ambarlı D, Ammer C, Bauhus J, Fischer M, Habel J C, Linsenmair K E, Nauss T, Penone C, Prati D, Schall P, Schulze E-D, Vogt J, Wöllauer S, Weisser W (2019) Arthropod decline in grasslands and forests is associated with landscape-level drivers. Nature 574:671–674. doi.org/10.1038/s41586-019-1684-3
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