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Insekten und Spinnen

Relevanz

Insekten stellen einen Großteil der faunistischen Artenvielfalt in terrestrischen Ökosystemen und übernehmen dort wichtige Funktionen in den Nahrungsketten und Stoffkreisläufen. Doch es gibt zunehmend Hinweise, dass in den letzten Jahrzehnten auch im Wald sowohl die Artenvielfalt als auch die Gesamtbiomasse der Insekten stark zurückgegangen sind und sich darüber hinaus ein deutlicher Artenwandel vollzogen hat (Seibold et al. 2019). Eine solide Datengrundlage, um das genaue Ausmaß dieser Veränderungen zu beziffern und mögliche Ursachen zu ermitteln, fehlt allerdings. Das standardisierte, repräsentative und langfristig angelegte Monitoring der Insekten im Wald wird einen wichtigen Beitrag leisten, Fragen zur zukünftigen Entwicklung der Insektenfauna aufzuklären und damit zu einem die Biodiversität erhaltenden und fördernden adaptiven Waldmanagement beitragen.
Ein besonderer Wert wird bei den vorgeschlagenen Erhebungen auf die Anschlussfähigkeit des Moduls Insektenmonitoring an bestehende und geplante Monitoringprogramme innerhalb und außerhalb des Waldes gelegt (BWI mit Waldstruktur und Vegetation; bundesweites Insektenmonitoring = dieselben Methoden; Monitoring häufiger Brutvögel; Ökosystem-Monitoring; zukünftig: Fledermausmonitoring = dieselben Flächen). Das Insektenmonitoring im Wald liefert insofern Daten zum bundesweiten Insektenmonitoring für die Landnutzungsform Wald und erfasst zusätzlich Parameter, welche die Insektenfauna beeinflussen (Treibervariablen).

Methodik und Praxistauglichkeit

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Erhebungsflächen

Im Grundprogramm werden in Übereinstimmung mit den Erhebungen zu Gefäßpflanzen, Moose und Flechten sowie Fledermäusen die 200 Wald-SPF-Flächen und 100 Zusatz-Flächen (Bewirtschaftungsgradient) beprobt. Das Monitoring der Insekten im Rahmen von NaBioWald ist modular aufgebaut, sowohl mit Blick auf die Erhebungsflächen als auch mit Blick auf die Erfassungsintensität (Basiserfassungen auf allen Flächen und zusätzliche Aufnahmen auf Intensivbeobachtungsflächen1; z. B. Flugfensterfallen im Kronenraum für eine vollständigere Erfassung bestimmter Artengruppen wie z. B. Wanzen). Mit Blick auf die Erhebungsflächen besteht es aus einem Grundprogramm und einem erweiterten Programm mit jeweils einer spezifischen Auswahl an Stichprobenflächen. Diese Stichprobenflächen haben eine Größe von 1 km² mit einem 50 m x 50 m Plot im Mittelpunkt.
Von den in Summe 300 Flächen sollten 30 als sogenannte Intensivflächen auch mit Kreuzfensterfallen im Kronenraum bestückt werden, um dort die xylobioten Käfer und Wanzen zu erfassen. Im Vergleich zu bodennahen Gemeinschaften haben unter den Pflanzenfressern insbesondere Wanzen eine über doppelt so hohe Abundanz und Biomasse in den Baumkronen und die Baumkronen-Gemeinschaften reagieren anders auf die Bewirtschaftungsintensität (Leidinger et al. 2019). Es wird empfohlen pro Plot drei Fallen im Zentrum der Kronenschicht (zur besseren Standardisierbarkeit) im Außenbereich eines Baumes (zur besseren Erfassung des Bestandes) zu installieren (Kowalski et al. 2011).

Aufwand

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  • Kowalski E, Goßner M, Türke M, Lange M, Veddeler D, Hessenmöller D, Schulze E D, Weisser W (2011) "The use of forest inventory data for placing flight-interception traps in the forest canopy." Entomologia Experimentalis et Applicata 140(1):35-44
  • Leidinger J, Seibold S, Weisser W, Lange M, Schall P, Türke M, Goßner M M (2019). "Effects of forest management on herbivorous insects in temperate Europe." Forest Ecology and Management 437:232-245
  • Seibold S, Gossner M M, Simons N K, Blüthgen N, Müller J, Ambarlı D, Ammer C, Bauhus J, Fischer M, Habel J C, Linsenmair K E, Nauss T, Penone C, Prati D, Schall P, Schulze E-D, Vogt J, Wöllauer S, Weisser W (2019) Arthropod decline in grasslands and forests is associated with landscape-level drivers. Nature 574:671–674. doi.org/10.1038/s41586-019-1684-3
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